Wir lassen uns das Gedenken nicht verbieten!
So sehr der Neu-Ulmer Landrat Erich Josef Gessner die Nationaldemokraten auch haßt – diese Partei läßt es sich nicht verbieten, am Volkstrauertag den Toten des deutschen Volkes zu gedenken! Das war die zentrale Botschaft, die knapp 30 Mitglieder und Sympathisanten der Partei am vergangenen Sonntag vermitteln wollten, als sie die Trauerveranstaltung des Landkreises Neu-Ulm auf der Kriegsgräberstätte in Reutti besuchten.
698 deutsche Kriegsopfer haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Und wenn es nach dem Willen des Herrn Landrats geht, der die nationale Opposition vor einigen Monaten in der Öffentlichkeit als „braune Mischpoke“ beschimpfte, darf sich nicht jeder das Recht herausnehmen, auf dem Soldatenfriedhof eine Gedenkveranstaltung abzuhalten. Genau genommen darf dies nur einer – der Landkreis Neu-Ulm, vertreten durch seine durchlauchtige Hoheit Erich Josef Gessner.
So will es nämlich ein von Gessner initiierter Willkürakt, der festlegte, daß auf dem Friedhof nur einmal im Jahr, nämlich am Volkstrauertag, eine Veranstaltung abgehalten werden darf, und zwar nur vom Landkreis Neu-Ulm. Daß diese an die Genossen Honecker und Mielke erinnernde Maßnahme eindeutig auf die NPD abzielte, wurde von offizieller Seite noch nicht einmal geleugnet. Damit wollte das Oberhaupt des Landkreises verwirklichen, was er lange Jahre zuvor schon erreichen wollte.
Der Herr Landrat glaubte, mit seinem antidemokratischen Meisterstück verhindern zu können, daß die NPD in Würde der Opfer der beiden Weltkriege gedenken kann. Umso schizophrener wirkte es aber, daß Gessner am Sonntag in seiner Rede die Ausgrenzung von Menschen aus der Gesellschaft aufs Schärfste verurteilte. Natürlich nur, wenn diese aus rassischen Gründen ausgegrenzt werden und auch nur dann, wenn die Ausgrenzenden zwischen 1933 und 1945 in Deutschland lebten und einer seit über sechs Jahrzehnten verbotenen Partei angehörten!
Das war die Botschaft, die seine Ansprache wie ein roter Faden durchzog. Zwar gab er anfangs vor, der Volkstrauertag sei dazu da, um allen Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken. Nahezu alle folgenden Äußerungen zielten aber auf den Nationalsozialismus und die Zeit zwischen 1933 und 1945 ab. Er ging aber noch deutlich weiter und wetterte gegen jede Form von Nationalstaatlichkeit. Man könnte meinen, die reine Existenz von Nationalstaaten sei schon immer die Grundvoraussetzungen für Unrecht und Kriege gewesen, wenn man den Worten des Landrats lauschte.
Aber wenn man einen Trauertag schon politisch instrumentalisiert, dann gefälligst richtig. Und so ließ Gessner es sich nicht nehmen, die Europäische Union in den Himmel zu loben als das Gebilde, das all den kriegerischen Auseinandersetzungen des Abendlandes ein Ende gemacht habe. Auch sprach er von den „Friedensmissionen“ der Bundeswehr, für deren Gefallene er ein paar Worte übrig hatte. Im Beiblatt zur Trauerveranstaltung wurde ein Zitat von Jean-Claude Juncker genannt, indem unter anderem das „Friedenswerk“ des Vaters des Massenmordes von Dresden, Winston Churchill, gewürdigt wurde. Ausgerechnet Juncker, der in einem vielzitierten Wort in ungewohnter Ehrlichkeit die Scheinheiligkeit der ach so demokratischen Europäischen Union entlarvt!
Der Landrat nannte auch Opferzahlen aus dem letzten Weltkrieg. Er sprach von den sechs Millionen ermordeten Juden und bewies wenig Feingefühl, als er die 25 Millionen russischen Kriegstoten als „Sowjetbürger“ bezeichnete, wohlwissend, daß Rußland im 20. Jahrhundert so sehr gelitten hat wie keine zweite Nation auf der Welt – und zwar vor allem aufgrund des Werkes derjenigen, die die Sowjetrepublik 1917 errichteten und über siebzig Jahre lang ihre blutige Herrschaft aufrecht erhielten. Doch warum sollte man die roten Verbrecherhorden auch nur in einem Nebensatz erwähnen, wenn man doch die Nazis hat?
Alles in allem läßt sich Gessners Rede mit einem Wort sehr treffend beschreiben: Einseitigkeit! Was nutzen die vielen Worte von Frieden, Gleichheit und Menschlichkeit, wenn die eine Seite für ihre Kriegsverbrechen gegeißelt und die andere noch nicht einmal genannt wird? Es geht natürlich nicht darum, irgendwelche Zahlen gegeneinander aufzurechnen. Aber eine friedliche Welt kann nur dann Wirklichkeit werden, wenn sich die ehemaligen Kriegsgegner auf Augenhöhe die Hände reichen. Soviel hätte selbst der beschränkteste Kopf aus Versailles und seinen schrecklichen Folgen lernen müssen.
Bis auf den traurigen Tiefpunkt, den die Veranstaltung durch die Rede des Landrats erreicht hatte, war es eine würdiger Akt des Gedenkens. Die Fahnenabordnungen waren sehr schön anzusehen und der Männerchor „Josef Knoll“ sowie der Musikverein Nersingen leisteten ganze Arbeit. Beeindruckend war auch der Vortrag des fast 90-jährigen Valentin Mayer, der als ehemaliger Soldat an der Ostfront die Aussöhnung mit den damaligen Kriegsgegnern vorantrieb und sogar bewirkte, daß seinen vor Moskau gefallenen Kameraden in Rußland ein Denkmal errichtet wurde. Sein Vortrag trug den Titel „Aus Gegnern werden Freunde“.
Auch die Kameradinnen und Kameraden der NPD trugen ihren Teil zum Totengedenken bei. Als die Veranstaltung des Landkreises zu Ende war, stellten die Nationalen einige Friedhofskerzen vor die Grabkreuze, sodaß auch in der späten Nacht für die Toten noch ein Licht brannte. Dann versammelten sie sich vor dem großen Mahnmal des Friedhofs und sangen gemeinsam das Lied „Ich hatt einen Kameraden“.
Die Tradition des Kreisverbandes, am Volkstrauertag auf dem Reuttier Soldatenfriedhof den Toten des deutschen Volkes zu gedenken, wird nicht abbrechen. Zum achten Male hintereinander konnte die NPD Neu-Ulm/ Günzburg ihr Totengedenken abhalten – und sie wird es trotz Verbot und Willkür auch im nächsten Jahr tun!
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