Manöverübungen der US-Army im Landkreis Neu-Ulm


„Come, GI, und geh’ nach Haus!“


„Haltet gefälligst die Schnauze, wenn unsere Freunde vor Eurer Haustür Krieg spielen!“ – so  könnte man in verschärfter Form den Inhalt diverser Aufrufe wiedergeben, die immer wieder über die Mitteilungsblätter der Städte und Gemeinden im Landkreis an die Bevölkerung ergehen. Hintergrund sind Manöver-Übungen der US-Streitkräfte in Deutschland.

Im Amtsblatt der Gemeinde Pfaffenhofen heißt es dazu: „Zum Einsatz kommen Radfahrzeuge und Hubschrauber. Die Übungen finden auch nachts statt. (…) Wir bitten die Bevölkerung, sich von den Einrichtungen der übenden Truppen fernzuhalten. Auf die Gefahr, die von liegen gebliebenen militärischen Sprengmitteln (Fundmunition und dgl.) ausgeht, weisen wir besonders hin.“ Das Ganze ist angesetzt vom 19. März bis zum 20. April 2012, also nur schlappe fünf Wochen. In vorherigen Mitteilungen dieser Art wurde die Bevölkerung aufgefordert, von Anzeigen wegen Ruhestörung abzusehen.

Manöverübungen der Amis mitten in Deutschland? Und das im Jahr 2012? Sie haben richtig gelesen. Den meisten Menschen ist es nicht bewußt, daß Deutschland auch 67 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch ein besetztes Land ist. Die Duckmäuserhaltung, die wir einnehmen sollen, wenn vor unserer Haustüre Kriegsübungen von fremden Armeen stattfinden, verdeutlichen es umso mehr. Wenn es dabei nur um Ruhestörung ginge, könnte ja noch damit leben.

Aber es geht nicht immer ganz friedlich zu, wenn sich die US-Truppen mitten in Europa auf eine erneute „Befreiung“ unterdrückter Völker im Nahen Osten vorbereiten. So geschah es, daß im Juli 2011 in Grafenwöhr in der Oberpfalz „versehentlich“ die Eingangstür einer Berufschule sowie umliegende Wohnhäuser von MG-Kugeln getroffen wurden. Vertreter der US-Streitkräfte sprachen von einem „peinlichen Zwischenfall“. Zehn Jahre zuvor schlugen gar Panzergranaten in eine drei Kilometer entfernte Schule ein – haarscharf vorbei an 12 Kindern, die nur wenige Meter entfernt spielten!

Dies und die nachfolgenden Fakten sollten Grund genug sein, sich der Forderung der NPD anzuschließen, die sich schon seit ihrer Gründung für den Abzug aller fremden Besatzungssoldaten aus Deutschland einsetzt. Derzeit (Stand: 2009) sind nicht weniger als 56.680 US-amerikanische und 18.600 britische Soldaten auf deutschem Boden stationiert – auf einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie München!

Den deutschen Steuerzahler kostet es rund 123 Millionen Euro pro Jahr (Stand: 2005), daß sich unsere schießwütigen NATO-Kumpels hier so richtig austoben können. Denn nicht nur die Grundversorgung der Soldaten, sondern auch die Kosten für Renovierungen und Neubauten werden vom Steuerzahler getragen – ganz zu schweigen davon, daß die immensen Flächen zum Nulltarif überlassen werden. Das ist sogar verfassungsrechtlich verankert. Im Grundgesetz, Artikel 120, Absatz 1 steht bis heute wörtlich geschrieben: „Der Bund trägt die Aufwendungen für Besatzungskosten und die sonstigen inneren und äußeren Kriegsfolgelasten nach näherer Bestimmung von Bundesgesetzen.“

Auch in unserer Region hat die Präsenz der US-Truppen Spuren hinterlassen, die nicht zu übersehen sind. Wer schon einmal zwischen Buch und Kettershausen spazieren war, wird an einer riesigen Fläche vorbeigegangen sein, auf der mitten im Wald kilometerweit nur PKWs stehen. Wo heute ein Autohaus sein Lager hat, waren bis 1988 Atomraketen der US-Army stationiert. Übrigens nicht der einzige Ort im Landkreis, an dem die Amerikaner ihre tödliche Fracht verbargen: Auch in Neu-Ulm wurden ab 1979 im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses Atomraketen deponiert.

Wer heute noch an das Gefasel von „westlicher Wertegemeinschaft“ glaubt und ernsthaft die Meinung vertritt, die Kriegseinsätze der USA würden in der Absicht geführt, anderen Nationen Frieden, Wohlstand und Demokratie zu bringen, muß ernste Wahrnehmungsprobleme haben. Es gibt keine moralischen Gründe, Amerika, das unter Barack Obama derselbe Kriegstreiber- und Schurkenstaat geblieben ist wie unter seinen Vorgängern, in irgendeiner Weise zu unterstützen. Deshalb stimmen wir in das Lied des Liedermachers Frank Rennicke ein, der schon vor über zehn Jahren sang: „Come, GI, und geh’ nach Haus! Gehe über den großen Teich!“
 

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